Vorwort

Thema und Anlass

Das Lesebuch präsentiert 19 Texte gelingenden Handelns von Lehrerinnen und Lehrern in der jüngeren Schweizer Literatur. Sie sind jeweils eingebettet in ein kurzes biografisches Porträt der Autorinnen und Autoren, in eine Kurzbeschreibung des Kontextes, in dem sie stehen, sowie in einen Vorschlag für die Textbesprechung. Bereits im „Vorwort für Laien“ aus Gotthelfs Roman „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ von 1838, welches der Textauswahl als Prolog vorausgeht, wird deutlich, wozu die Auseinandersetzung mit den einzelnen Texten dienen soll: Die Leserinnen und Leser des Lesebuchs sollen die Erfahrung machen, dass die Beschäftigung mit dem Schicksal von Lehrerinnen und Lehrern in der Literatur die Fähigkeit sowohl zur Introspektion als auch zur Empathie fördert.

 

Das Lesebuch ist kommentiert. Es enthält in der Einleitung eine Begründung der These, dass Literatur nützlich ist für die pädagogische Praxis, beschreibt den Nutzen der Literatur als Lerngelegenheit spezifisch für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung und bietet didaktische Hinweise für den Gebrauch. Am Schluss des Buches findet sich als Quintessenz ein Blick auf die hauptsächlichen Merkmale, die in der Schweizer Literatur seit 1970 gelingendes Handeln von Lehrerinnen und Lehrern kennzeichnen.

 

Das Lesebuch versteht sich primär als interaktive Onlinepublikation, die gegebenenfalls durch neue Texte aktualisiert werden kann. Das Lesebuch kann auch als pdf-Datei heruntergeladen werden und die jeweils aktuelle Druckfassung kann als Buch bestellt werden (Lieferung auf dem Postweg).

 

Das Lesebuch entstand als Projektarbeit im Rahmen des DAS-Studiengangs „Schweizer Literatur und ihre Vermittlung“, der in den Studienjahren 2020/2021 und 2021/2022 unter der Leitung von Philipp Theisohn und Christoph Steier an der Universität Zürich stattfand.

Textsorte

 Heutzutage ein „Lesebuch“? Sind die Zeiten nicht längst vorbei, als Lesebücher das Leitmedium der literarischen Bildung waren? Wirkt der Gebrauch eines Lesebuchs heutzutage nicht geradezu unbeholfen in Anbetracht all der vielfältigen medialen Möglichkeiten, die sich didaktisch anbieten? Ist es nicht zu parzelliert, um Wirkung zu erzielen? Ist die Lückenhaftigkeit der Textausschnitte gegenüber dem jeweiligen Textganzen nicht stets unbefriedigend? Und wo ist der vorbildhafte Kanon geblieben, aus dem klassische Lesebücher schöpften?[1]

Diesen berechtigten Fragen gegenüber gibt es indes nach wie vor gute Argumente, ein Lesebuch zu verwenden, auch als Lehrmittel. Es zeichnet sich aus durch einen klaren thematischen Fokus. Es bietet – nach dem Grundsatz „Vielfalt in der Einheit“ – auf knappem Raum eine grosse Diversität von Texten. Diese sind exemplarisch und repräsentativ ausgewählt und erlauben spontane, direkte Textvergleiche. Und häufig fördert das Lesebuch die Lesemotivation dadurch, dass es die Neugier auf die Situierung des Textausschnitts im Textganzen weckt und so zum Weiterlesen animiert.

Diese textsortenspezifischen Eigenschaften will das vorliegende Lesebuch nutzen.

[1] Diese Fragen sind bereits ein Hauptthema in Siegfried Lenz’ Roman «Das Vorbild» aus dem Jahr 1973 (Lenz 2022).